Was ist Xylol?

Xylol ist ein organisches Lösemittel, das zur Gruppe der aromatischen Kohlenwasserstoffe gehört. Die chemische Bezeichnung lautet Dimethylbenzol, wobei drei verschiedene Isomere existieren: ortho-Xylol, meta-Xylol und para-Xylol. Im technischen Gebrauch wird meist ein Gemisch dieser Formen verwendet. Xylol ist eine farblose, leicht entzündliche Flüssigkeit mit charakteristischem süßlichem Geruch.
In der Bauchemie dient Xylol als Lösemittel für Harze, Öle und andere organische Substanzen. Es findet sich in lösemittelhaltigen Lacken, Farben, Verdünnern und Klebstoffen. Aufgrund seiner gesundheitsschädlichen Eigenschaften wird die Verwendung zunehmend eingeschränkt und durch weniger problematische Alternativen ersetzt. In modernen Bauprodukten spielt Xylol eine abnehmende Rolle.
Verwendung in Farben und Lacken
Xylol wird hauptsächlich als Lösemittel in kunstharzbasierten Produkten eingesetzt. Es löst Alkydharze, Epoxidharze und andere Bindemittel und ermöglicht deren Verarbeitung. Nach dem Auftrag verdunstet das Xylol, während das Harz auf der Oberfläche verbleibt und aushärtet. Die Verdunstungsrate liegt im mittleren Bereich, schneller als bei Testbenzin, langsamer als bei Aceton.
In Verdünnern und Reinigungsmitteln für Malerwerkzeuge ist Xylol ebenfalls enthalten. Es entfernt Lackreste effektiv und reinigt Pinsel und Rollen. Auch in einigen Holzschutzmitteln, Grundierungen und Rostschutzmitteln kommt es vor. Die Kennzeichnungspflicht auf Produkten ermöglicht das Erkennen xylolhaltiger Produkte anhand des Sicherheitsdatenblatts.
Gesundheitliche Auswirkungen
Xylol belastet die Gesundheit auf mehreren Wegen. Die Dämpfe werden über die Atemwege aufgenommen und verteilen sich im Körper.
Akute Symptome bei hohen Konzentrationen umfassen:
- Reizungen von Augen, Nase und Rachen
- Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit
- Übelkeit und Erbrechen
- Beeinträchtigung der Koordination und Konzentration
- Bei sehr hohen Konzentrationen Bewusstlosigkeit
Die Substanz kann auch über die Haut aufgenommen werden und verursacht dort Reizungen und Entfettung. Bei wiederholter Exposition treten chronische Schädigungen auf. Das zentrale Nervensystem reagiert besonders empfindlich. Langfristige Auswirkungen betreffen Leber, Nieren und möglicherweise das Gehör. Besonders während der Schwangerschaft sollte jeglicher Kontakt vermieden werden.
Grenzwerte und Vorschriften
Der Arbeitsplatzgrenzwert für Xylol liegt bei 50 ppm (parts per million) in Deutschland. Dieser Wert bezieht sich auf eine achtstündige Exposition am Arbeitsplatz. Für Wohnräume existieren keine verbindlichen Grenzwerte, jedoch sollte die Konzentration so niedrig wie möglich gehalten werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt, auf xylolhaltige Produkte in Innenräumen zu verzichten.
Die Kennzeichnungspflicht nach CLP-Verordnung stuft Xylol als gesundheitsschädlich ein. Produkte mit relevantem Xylolgehalt müssen entsprechende Warnhinweise tragen. Die europäische Decopaint-Richtlinie begrenzt den Lösemittelgehalt in Farben und Lacken generell, wodurch auch Xylol betroffen ist. Zunehmend werden xylolfreie Alternativen entwickelt und eingesetzt.
Ausdünstungen und Raumluftbelastung
Nach dem Auftrag xylolhaltiger Produkte dauert die Ausdünstungsphase mehrere Tage bis Wochen. Die höchsten Konzentrationen treten während der Verarbeitung und in den ersten 24 Stunden auf. Der charakteristische Geruch zeigt die Präsenz des Lösemittels an, verschwindet jedoch oft schneller als die tatsächliche Belastung. Auch geruchsfreie Raumluft kann noch messbare Xylolkonzentrationen enthalten.
Die Raumtemperatur beeinflusst die Verdunstungsrate erheblich. Höhere Temperaturen beschleunigen die Abgabe in die Luft. Intensive Lüftung während und nach der Verarbeitung ist unerlässlich, um die Belastung zu minimieren. Räume sollten erst wieder genutzt werden, wenn die Ausdünstungen weitgehend abgeklungen sind. Bei empfindlichen Personen oder Kindern empfiehlt sich eine längere Wartezeit.
Alternativen und Vermeidung
Die Vermeidung xylolhaltiger Produkte ist der sicherste Weg zur Schadstoffreduzierung. Wasserbasierte Lacke und Farben kommen ohne aromatische Lösemittel aus und belasten die Raumluft deutlich weniger. Auch wenn sie technisch ebenfalls VOC enthalten können, sind diese meist weniger problematisch als Xylol. Naturharzlacke auf Basis pflanzlicher Öle und Harze verwenden natürliche Lösemittel wie Orangenschalenöl oder verzichten ganz auf Lösemittel.
Mineralische Farben wie Kalk, Silikat oder Lehm benötigen grundsätzlich keine organischen Lösemittel. Sie sind von Natur aus emissionsfrei und schaffen gesunde Raumluft. Bei der Produktwahl sollten technische Datenblätter und Sicherheitsdatenblätter konsultiert werden, um die genaue Zusammensetzung zu prüfen. Prüfsiegel wie der Blaue Engel garantieren niedrige Emissionswerte und schließen problematische Lösemittel aus.
Schutzmaßnahmen bei der Verarbeitung
Falls die Verwendung xylolhaltiger Produkte unvermeidbar ist, müssen strikte Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Intensive Lüftung während der gesamten Verarbeitung ist obligatorisch. Bei unzureichender natürlicher Belüftung sind technische Lüftungsmaßnahmen erforderlich. Atemschutz mit organischen Filtern schützt vor Dämpfen, sollte jedoch nur als zusätzliche Maßnahme neben Lüftung eingesetzt werden.
Hautkontakt ist durch Schutzhandschuhe zu vermeiden. Nitril- oder Butylkautschuk-Handschuhe bieten ausreichenden Schutz, während Latex unwirksam ist. Arbeitskleidung sollte gewechselt werden, um Verschleppung in Wohnbereiche zu vermeiden. Pausen sind außerhalb des belasteten Raums einzulegen. Die Entsorgung von Resten erfolgt als Sonderabfall, nicht über Ausguss oder Restmüll. Die Einhaltung dieser Maßnahmen minimiert Gesundheitsrisiken deutlich.
