VOC

Was sind VOC?

VOC ist die Abkürzung für Volatile Organic Compounds, auf Deutsch flüchtige organische Verbindungen. Der Begriff bezeichnet Kohlenstoffverbindungen, die bei Raumtemperatur verdunsten und in die Raumluft übergehen. Der Siedepunkt dieser Substanzen liegt typischerweise zwischen 50 und 260 Grad Celsius, wodurch sie bereits unter normalen Wohnbedingungen gasförmig werden.

Zu den VOC gehören Hunderte verschiedener Einzelsubstanzen mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften. Gemeinsam ist ihnen, dass sie aus Produkten ausdünsten und sich in der Innenraumluft anreichern. Die Konzentration von VOC in Innenräumen liegt meist deutlich über den Außenluftwerten, da kontinuierliche Quellen vorhanden sind und der Luftaustausch begrenzt ist.

Quellen in Innenräumen

VOC gelangen aus zahlreichen Produkten in die Raumluft. Baustoffe und Einrichtungsgegenstände sind die Hauptquellen, wobei die Emissionen nach dem Einbau oder Kauf am höchsten sind und mit der Zeit abnehmen.

Typische Quellen sind:

  • Farben und Lacke: Lösemittel, Konservierungsmittel, Filmbildehilfen
  • Klebstoffe und Dichtstoffe: Lösemittel, Weichmacher
  • Bodenbeläge: Weichmacher aus PVC, Emissionen aus Laminat und Teppichen
  • Möbel und Holzwerkstoffe: Formaldehyd aus Spanplatten, Lackreste
  • Reinigungsmittel und Kosmetika: Duftstoffe, Alkohole, Lösemittel
  • Drucker und elektronische Geräte: Ozon, organische Verbindungen

Die Emissionsrate hängt von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Höhere Temperaturen beschleunigen die Verdunstung erheblich. Auch die Produktqualität spielt eine Rolle: Hochwertige Materialien mit Emissionszertifikaten belasten die Raumluft deutlich weniger.

Gesundheitliche Auswirkungen

Die gesundheitlichen Wirkungen von VOC variieren je nach Substanz, Konzentration und Expositionsdauer. Akute Symptome bei hohen Konzentrationen umfassen Kopfschmerzen, Schwindel, Reizungen der Augen und Atemwege sowie Übelkeit. Diese treten besonders während und kurz nach Renovierungen auf, wenn viele frische Materialien ausdünsten.

Chronische Belastungen durch niedrige Konzentrationen sind schwerer zu erfassen. Mögliche Folgen reichen von allgemeiner Müdigkeit und Konzentrationsschwäche über allergische Reaktionen bis zu langfristigen Schädigungen von Leber, Nieren oder Nervensystem. Besonders problematisch ist Formaldehyd, das als krebserregend eingestuft wird. Kinder, Schwangere und empfindliche Personen reagieren sensibler auf VOC-Belastungen.

Klassifizierung und Grenzwerte

VOC werden nach ihrer Flüchtigkeit in verschiedene Gruppen eingeteilt. VVOC (very volatile) sind besonders leicht flüchtig mit Siedepunkten unter 100 Grad Celsius. VOC im engeren Sinne haben Siedepunkte zwischen 100 und 260 Grad Celsius. SVOC (semi volatile) sind schwerflüchtig mit Siedepunkten bis 400 Grad Celsius und verdunsten langsamer über längere Zeiträume.

Das Umweltbundesamt gibt Richtwerte für die Innenraumluft vor. Der Zielwert für die Summe aller VOC (TVOC) liegt bei unter 300 Mikrogramm pro Kubikmeter. Werte zwischen 300 und 1000 gelten als auffällig, über 1000 als hygienisch bedenklich. Für einzelne Substanzen wie Formaldehyd existieren spezifische Grenzwerte. Die europäische Decopaint-Richtlinie begrenzt den VOC-Gehalt in Farben und Lacken je nach Produktkategorie.

VOC in Baustoffen

Konventionelle Dispersionsfarben können trotz Wasserbasis VOC enthalten. Lösemittelreste, Konservierungsmittel, Entschäumer und Filmbildehilfen dünsten während und nach der Verarbeitung aus. Lösemittelhaltige Lacke und Lasuren zeigen deutlich höhere Emissionen. Die Ausdünstung erfolgt hauptsächlich in den ersten Wochen, kann jedoch bei manchen Substanzen über Monate oder Jahre anhalten.

Mineralische Baustoffe wie Kalk, Lehm oder Silikat enthalten von Natur aus keine VOC. Sie dünsten weder während der Verarbeitung noch später aus und tragen zu einer gesunden Raumluftqualität bei. Auch natürliche Öle und Harze in Naturfarben verhalten sich anders als synthetische Lösemittel: Sie verdunsten langsamer und gelten als weniger problematisch, obwohl sie technisch ebenfalls zu den VOC zählen.

Emissionsklassen und Kennzeichnung

Zur Orientierung dienen Emissionsklassen und Prüfsiegel. Die Kennzeichnung erfolgt häufig nach französischem Vorbild mit A+ (sehr emissionsarm) bis C (hohe Emissionen). Der Blaue Engel, Nature Plus und das Europäische Umweltzeichen zertifizieren emissionsarme Produkte. Diese Siegel berücksichtigen neben VOC auch andere gesundheits- und umweltrelevante Kriterien.

Technische Datenblätter geben Auskunft über den VOC-Gehalt in Gramm pro Liter. Produkte mit der Bezeichnung "lösemittelfrei" enthalten in der Regel weniger als ein Prozent VOC, wobei diese Definition nicht rechtsverbindlich ist. Für verlässliche Information sollten Prüfberichte akkreditierter Institute herangezogen werden.

Vermeidung und Reduzierung

Die Vermeidung von VOC beginnt bei der Produktwahl. Mineralische Farben, Putze und Leime ohne synthetische Zusätze verursachen keine VOC-Belastung. Bei der Auswahl von Möbeln sollten Massivholzprodukte mit natürlichen Oberflächenbehandlungen bevorzugt werden. Emissionsarme Produkte mit entsprechenden Zertifikaten reduzieren die Belastung deutlich.

Regelmäßiges Lüften ist die effektivste Maßnahme zur Reduktion vorhandener VOC-Konzentrationen. Besonders nach Renovierungen sollte intensiv gelüftet werden, um Ausdünstungen schnell abzuführen. Die Raumtemperatur sollte nicht unnötig erhöht werden, da höhere Temperaturen die Emissionsrate steigern. Bei der Renovierung empfiehlt sich ein zeitlicher Abstand zwischen verschiedenen Gewerken, damit Ausdünstungen einer Schicht abklingen können, bevor die nächste aufgetragen wird. Die konsequente Verwendung emissionsfreier Materialien schafft langfristig gesunde Wohnbedingungen ohne aufwendige Nachbehandlung.