Unterputz

Was ist Unterputz?

Unterputz bezeichnet die erste Schicht in einem mehrschichtigen Putzsystem. Er wird direkt auf das Mauerwerk, Beton oder andere mineralische Untergründe aufgetragen und bildet die tragende Grundlage für den späteren Oberputz. Seine Hauptaufgaben sind die Herstellung einer ebenen Fläche, der Ausgleich von Unebenheiten im Mauerwerk und die Schaffung eines tragfähigen Untergrunds für weitere Schichten.

Die Schichtdicke liegt typischerweise zwischen 10 und 20 Millimetern, kann bei stark unebenen Wänden jedoch auch dicker ausfallen. Unterputz muss mechanisch belastbar sein und darf nicht zu schnell austrocknen, um Rissbildung zu vermeiden. Anders als der Oberputz steht er nicht im Fokus der Gestaltung, sondern erfüllt rein funktionale Aufgaben.

Aufgaben im Putzsystem

Der Unterputz übernimmt mehrere zentrale Funktionen innerhalb des Wandaufbaus. Er gleicht Unebenheiten des Mauerwerks aus und schafft eine ebene Fläche für den Oberputz. Durch seine gröbere Körnung und höhere Schichtdicke kann er Niveauunterschiede von mehreren Millimetern ausgleichen. Die raue Oberfläche bietet dem Oberputz optimale Haftbedingungen.

Als Träger des gesamten Putzsystems muss der Unterputz ausreichende Festigkeit aufweisen. Er nimmt mechanische Belastungen auf und verteilt sie gleichmäßig auf den Untergrund. Gleichzeitig sollte er nicht härter sein als das Mauerwerk, um Spannungen zu vermeiden. Die Diffusionsoffenheit ermöglicht den Feuchtigkeitsausgleich zwischen Mauerwerk und Raumluft. Bei Außenputzen schützt er das Mauerwerk vor direkter Bewitterung.

Materialien und Bindemittel

Unterputze werden nach ihrem Bindemittel klassifiziert, das ihre Eigenschaften bestimmt.

Die Wahl richtet sich nach dem Untergrund, der Beanspruchung und den bauphysikalischen Anforderungen:

  • Kalkputz: Diffusionsoffen, alkalisch, für Innenbereiche und geschützte Außenflächen
  • Kalk-Zement-Putz: Universell einsetzbar, ausgewogenes Verhältnis von Festigkeit und Diffusionsoffenheit
  • Zementputz: Hohe Festigkeit, wasserbeständig, für Sockel und stark beanspruchte Bereiche
  • Lehmputz: Nur für Innenbereiche, hervorragende Feuchteregulierung, nicht wasserfest
  • Gipsputz: Schnelle Verarbeitung im Innenbereich, nicht für Feuchträume

Im Außenbereich dominieren Kalk-Zement-Putze, die Wetterbeständigkeit mit Diffusionsoffenheit verbinden. Reine Kalkputze eignen sich für historische Gebäude oder geschützte Lagen. Zementputze kommen in erdberührten Bereichen oder bei hoher mechanischer Beanspruchung zum Einsatz.

Zusammensetzung und Mörtelgruppen

Der Unterputzmörtel besteht aus Bindemittel, Sand als Zuschlag und Wasser. Das Mischungsverhältnis bestimmt die Festigkeit und wird in Mörtelgruppen nach DIN eingeteilt. Die Gruppe beschreibt das Verhältnis von Bindemittel zu Sand: Je höher der Bindemittelanteil, desto fester der Mörtel.

Die Körnung des Sands liegt zwischen 0 und 4 Millimetern, wobei verschiedene Korngrößen gemischt werden. Die gröbere Struktur unterscheidet Unterputz deutlich vom feiner abgestimmten Oberputz. Zusätze wie Fasern können die Rissfestigkeit erhöhen. Moderne Werktrockenmörtel enthalten Additive zur Verbesserung der Verarbeitung und Haftung.

Verarbeitung und Aufbau

Der Untergrund muss vor dem Auftrag sauber, fest und ausreichend tragfähig sein. Lose Teile, Staub und Verschmutzungen werden entfernt. Bei stark saugenden Untergründen erfolgt eine Vorbehandlung mit Haftbrücke oder das Vornässen der Wand. Der Mörtel wird mit der Kelle angeworfen oder aufgezogen und anschließend abgezogen, um eine gleichmäßige Schichtdicke zu erreichen.

Die Oberfläche wird bewusst rau gelassen, um dem Oberputz optimale Haftung zu bieten. Ein zu glattes Abziehen würde die Haftung verschlechtern. Bei dickeren Schichten erfolgt der Auftrag in mehreren Lagen, wobei jede Schicht ausreichend anziehen muss, bevor die nächste folgt. Die Trocknungszeit beträgt je nach Material, Schichtdicke und Witterung mehrere Tage bis Wochen. Zu schnelle Trocknung führt zu Schwindrissen.

Anforderungen und Eigenschaften

Ein guter Unterputz erfüllt mehrere Anforderungen gleichzeitig. Die Festigkeit muss ausreichen, um das System zu tragen, darf jedoch die Festigkeit des Untergrunds nicht überschreiten. Zu harter Putz auf weichem Mauerwerk führt zu Abplatzungen. Die Diffusionsoffenheit sollte erhalten bleiben, um den Feuchtigkeitsaustausch nicht zu blockieren.

Die Rissfestigkeit verhindert Schäden durch Schwindung während der Trocknung oder durch Temperaturschwankungen. Ausreichende Haftung auf dem Untergrund ist unverzichtbar für die Dauerhaftigkeit. Bei Außenputzen kommen Frostbeständigkeit und Wetterresistenz hinzu. Die Verträglichkeit mit dem geplanten Oberputz muss gegeben sein, weshalb beide Schichten aufeinander abgestimmt werden sollten.

Fehler und Schadensvermeidung

Häufige Fehler beim Unterputz führen zu späteren Schäden am gesamten System. Zu schnelle Trocknung durch Sonne, Wind oder Heizung verursacht Schwindrisse. Diese sollten durch Nachbehandlung mit Wasser oder Abdeckung der Fläche verhindert werden. Unzureichende Haftung entsteht durch verschmutzten Untergrund oder fehlende Vorbehandlung saugender Flächen.

Falsche Mörtelwahl für den Untergrund führt zu Spannungen und Abplatzungen. Zementputz auf weichem historischen Mauerwerk oder Kalkputz auf Beton sind problematisch. Die Schichtdicke sollte den Normen entsprechen, da zu dicke Lagen zum Abrutschen neigen. Bei Außenputzen muss auf ausreichende Aushärtung geachtet werden, bevor Frost einsetzen kann. Die Einhaltung der Verarbeitungsrichtlinien und das Abstimmen der Materialien auf Untergrund und Nutzung vermeiden die meisten Probleme.