Nassabriebklasse

Was ist die Nassabriebklasse?

Infografik zu „DIN EN 13300 – Nassabriebklassen“ mit fünf farbigen Farbeimern der Klassen 1 bis 5 und Piktogrammen, die zeigen, wie stark gestrichene Wände jeweils gereinigt werden können

Die Nassabriebklasse bezeichnet die Scheuerbeständigkeit von Wandfarben und beschreibt, wie gut eine Beschichtung mechanischer Beanspruchung durch feuchtes Abwischen standhält. Die Klassifizierung erfolgt nach der europäischen Norm DIN EN 13300, die für Dispersionsfarben und mineralische Anstriche gilt.

Je niedriger die Klassennummer, desto höher ist die Widerstandsfähigkeit der Farbe.

Die Einteilung reicht von Klasse 1, die höchste Scheuerbeständigkeit aufweist, bis Klasse 5 für gering belastbare Oberflächen. Die Nassabriebklasse ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal bei der Auswahl von Wandfarben, da sie darüber entscheidet, wie intensiv eine Wand gereinigt werden kann, ohne dass die Farbe beschädigt wird oder abgetragen wird.

Prüfverfahren und Klassifizierung

Die Ermittlung der Nassabriebklasse erfolgt durch ein genormtes Prüfverfahren. Dabei wird eine standardisierte Bürste mit definiertem Anpressdruck über die getrocknete Farbschicht bewegt, während die Oberfläche mit einer Prüflösung benetzt ist. Die Anzahl der Bürstenbewegungen bis zum Durchscheuern der Farbschicht oder dem Erreichen einer festgelegten Schichtdickenreduktion bestimmt die Klasseneinstufung.

Das Verfahren simuliert realitätsnahe Reinigungsvorgänge und ermöglicht eine objektive Vergleichbarkeit verschiedener Produkte. Die Prüfung wird unter kontrollierten Laborbedingungen durchgeführt, um reproduzierbare Ergebnisse zu gewährleisten. Faktoren wie Untergrundvorbereitung, Schichtdicke und Trocknungszeit beeinflussen das Prüfergebnis und werden daher standardisiert.

Die fünf Nassabriebklassen

Die Einteilung erfolgt nach der Anzahl der Scheuerzyklen, die eine Farbe ohne nennenswerten Abrieb übersteht:

  • Klasse 1: Über 5.000 Scheuertouren, hoch scheuerbeständig, für stark beanspruchte Bereiche
  • Klasse 2: Über 1.000 bis 5.000 Scheuertouren, scheuerbeständig, für normal beanspruchte Wohnräume
  • Klasse 3: Über 200 bis 1.000 Scheuertouren, waschbeständig, für gering beanspruchte Räume
  • Klasse 4: Über 40 bis 200 Scheuertouren, begrenzt waschbeständig, nur für sehr geringe Beanspruchung
  • Klasse 5: Bis 40 Scheuertouren, nicht waschbeständig, kaum reinigungsfähig

Die Klassen 1 und 2 gelten als hochwertig und werden für Bereiche empfohlen, in denen regelmäßige Reinigung erforderlich ist. Klasse 3 ist für normale Wohnbereiche ausreichend. Klassen 4 und 5 finden sich hauptsächlich bei einfachen Innenwandfarben für Decken oder wenig frequentierte Räume.

Bedeutung für die Praxis

Die Nassabriebklasse beeinflusst die Auswahl der geeigneten Wandfarbe erheblich. In Treppenhäusern, Fluren, Küchen oder Kinderzimmern empfiehlt sich mindestens Klasse 2, besser Klasse 1. Diese Bereiche sind häufiger Verschmutzung ausgesetzt und müssen regelmäßig gereinigt werden.

In Schlafzimmern oder Wohnzimmern ohne starke Beanspruchung kann Klasse 3 ausreichend sein. Bei Decken, die selten berührt werden, sind auch niedrigere Klassen vertretbar. Die höhere Scheuerbeständigkeit geht oft mit höheren Kosten einher, bietet jedoch längere Haltbarkeit und erleichtert die Pflege. Eine zu niedrige Klasse führt dazu, dass beim Reinigen Pigmente herausgelöst werden und die Oberfläche fleckig oder ungleichmäßig wirkt.

Zusammenhang mit Bindemitteln

Die Nassabriebklasse hängt direkt mit der Art und Menge des verwendeten Bindemittels zusammen. Dispersionsfarben mit hohem Kunstharzanteil erreichen typischerweise bessere Nassabriebwerte als solche mit geringerem Bindemittelgehalt. Der Bindemittelfilm umschließt die Pigmente und schützt sie vor mechanischem Abrieb.

Bei mineralischen Farben wie Kalk- oder Silikatfarben ist die Nassabriebklassifizierung nur bedingt anwendbar, da diese Farben nach anderen Prinzipien funktionieren. Kalkfarben erreichen oft niedrigere Nassabriebklassen, bieten jedoch andere Vorteile wie hohe Diffusionsoffenheit und natürliche Desinfektionswirkung. Die Scheuerbeständigkeit allein ist daher kein alleiniges Qualitätsmerkmal, sondern muss im Kontext der gesamten Produkteigenschaften betrachtet werden.

Grenzen der Klassifizierung

Die Nassabriebklasse sagt nichts über andere wichtige Eigenschaften einer Wandfarbe aus. Aspekte wie Deckkraft, Diffusionsverhalten, Emissionen oder Verarbeitbarkeit werden durch andere Kennwerte beschrieben. Eine hohe Nassabriebklasse kann mit niedriger Atmungsaktivität einhergehen, wenn der hohe Bindemittelanteil die Poren verschließt.

Zudem bezieht sich die Klassifizierung auf standardisierte Prüfbedingungen, die von der realen Nutzung abweichen können. Aggressive Reinigungsmittel, raue Schwämme oder intensive mechanische Belastung können auch hochwertige Beschichtungen beschädigen. Die Nassabriebklasse ist ein Orientierungswert, der bei der Produktauswahl hilft, jedoch nicht die einzige Entscheidungsgrundlage sein sollte.

Alternative Bewertungssysteme

Neben der europäischen Norm existieren ältere deutsche Bezeichnungen, die teilweise noch verwendet werden. Die frühere DIN 53778 unterschied zwischen waschbeständig, scheuerbeständig und hochscheuerbeständig. Diese Begriffe entsprechen ungefähr den Klassen 3, 2 und 1 der aktuellen Norm.

Einige Hersteller verwenden eigene Bezeichnungen oder erweiterte Klassifizierungen. Bei der Produktauswahl sollte daher auf die Angabe nach DIN EN 13300 geachtet werden, da nur diese Norm eine einheitliche Vergleichbarkeit gewährleistet. Prüfsiegel wie der Blaue Engel berücksichtigen neben der Nassabriebklasse auch ökologische und gesundheitliche Kriterien.