Was sind Füllstoffe?

Füllstoffe sind feinkörnige Materialien, die Putzen, Farben, Spachtelmassen und anderen Baustoffen zugesetzt werden. Sie erhöhen das Volumen, verbessern die Verarbeitbarkeit und beeinflussen die Eigenschaften des fertigen Produkts. Im Gegensatz zu Bindemitteln haben Füllstoffe keine klebende oder härtende Funktion. Sie werden vom Bindemittel umhüllt und in die Matrix eingebunden.
Die Art und Menge der Füllstoffe bestimmt maßgeblich Struktur, Festigkeit, Gewicht und Oberflächenbeschaffenheit des Endprodukts. In mineralischen Systemen wie Kalkputz sind die Füllstoffe selbst mineralisch und tragen zur Diffusionsoffenheit und Feuchteregulierung bei.
Arten von Füllstoffen
Je nach Anwendung kommen unterschiedliche Füllstoffe zum Einsatz
Natürliche mineralische Füllstoffe:
- Quarzsand: Häufigster Füllstoff in Putzen, verschiedene Körnungen
- Marmormehl: Feiner Füllstoff für glatte Oberflächen und Kalkglätten
- Kreide: Calcite-Füllstoff für Farben und Spachtelmassen
- Dolomitmehl: Calcium-Magnesium-Carbonat, ähnlich wie Kreide
- Talkum: Sehr feiner Füllstoff für besonders glatte Oberflächen
Leichtfüllstoffe:
- Perlit: Vulkanisches Gesteinsglas, wärmedämmend
- Blähglas: Aufgeschäumtes Glas, leicht und isolierend
- Zellulosefasern: Organisch, verbessern Rissüberbrückung
Die Wahl des Füllstoffs richtet sich nach dem gewünschten Ergebnis: Grobe Sande ergeben rustikale Strukturen, feine Mehle ermöglichen glatte Oberflächen.
Funktion im Putz
Im Putz erfüllen Füllstoffe mehrere Aufgaben. Sie bilden das Gerüst, das dem Putz seine Festigkeit verleiht. Das Bindemittel allein wäre zu weich und würde beim Trocknen stark schwinden. Die Füllstoffe reduzieren den Bindemittelanteil und damit die Schwindneigung, was Rissbildung vorbeugt.
Gleichzeitig bestimmt die Korngröße der Füllstoffe die Oberflächenstruktur. Ein Putz mit grobem Sand (1 bis 2 mm) ergibt eine raue, strukturierte Oberfläche. Feine Füllstoffe wie Marmormehl (unter 0,1 mm) ermöglichen spiegelglatte Kalkglätten. Durch Mischung verschiedener Körnungen lassen sich unterschiedliche Texturen erzielen.
Kornabstufung und Sieblinie
Für einen stabilen Putzaufbau ist die richtige Kornabstufung entscheidend. Eine gute Sieblinie enthält Körner verschiedener Größen, die sich gegenseitig verzahnen und Hohlräume ausfüllen. Fehlen bestimmte Korngrößen, entstehen Schwachstellen im Gefüge.
Die ideale Mischung folgt dem Prinzip der dichtesten Kugelpackung: Große Körner bilden das Grundgerüst, mittlere füllen die Zwischenräume, feine schließen die verbleibenden Lücken. Das Bindemittel umhüllt alle Partikel und verklebt sie miteinander. Ein gut abgestufter Füllstoff ergibt einen dichteren, festeren und weniger rissgefährdeten Putz.
Füllstoffe in Farben
Auch in Farben spielen Füllstoffe eine wichtige Rolle. Sie erhöhen die Deckkraft, verbessern die Streichfähigkeit und beeinflussen den Glanzgrad. Hochwertige Farben enthalten fein gemahlene Füllstoffe wie Kreide oder Marmormehl, die eine gleichmäßige Oberfläche ergeben.
Bei günstigen Farben wird oft am Bindemittel gespart und der Füllstoffanteil erhöht. Solche Farben decken schlechter, kreiden leichter ab und sind weniger waschbeständig. Das Verhältnis von Bindemittel zu Füllstoff (Pigment-Volumen-Konzentration) ist daher ein Qualitätsmerkmal.
Füllstoffe und Diffusionsoffenheit
In mineralischen Systemen tragen die Füllstoffe zur Diffusionsoffenheit bei. Quarzsand und Marmormehl sind selbst dampfdurchlässig und behindern den Feuchtetransport nicht. Anders bei synthetischen Füllstoffen oder solchen mit geschlossener Oberfläche: Sie können die Porenstruktur verdichten und die Diffusion einschränken.
Für Kalkputze werden daher bevorzugt natürliche, poröse Füllstoffe verwendet. Besonders geeignet ist Marmorsand und Marmormehl, das chemisch mit dem Kalkbindemittel verwandt ist (beides Calciumcarbonat) und eine optimale Verbindung eingeht.
