Was sind Biozide?

Biozide sind chemische Wirkstoffe, die Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Algen oder Insekten abtöten oder deren Wachstum hemmen. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen "bios" (Leben) und dem Lateinischen "caedere" (töten) ab. In der Baubranche werden Biozide Farben, Putzen und Grundierungen zugesetzt, um mikrobiellem Befall vorzubeugen oder die Produkte haltbar zu machen.
Man unterscheidet zwischen Topfkonservierern (schützen das Produkt im Gebinde) und Filmkonservierern (schützen die ausgehärtete Oberfläche). Während Biozide kurzfristig wirksam sind, bergen sie langfristig Risiken für Gesundheit und Umwelt.
Arten von Bioziden in Bauprodukten
Je nach Zielorganismus kommen unterschiedliche Biozidtypen zum Einsatz:
- Fungizide: Wirken gegen Schimmelpilze und Hefepilze
- Algizide: Verhindern Algenbewuchs auf Fassaden
- Bakterizide: Hemmen bakterielles Wachstum
- Insektizide: Schützen Holz vor Insektenbefall
Häufig verwendete Wirkstoffe in Farben und Putzen sind Isothiazolinone, Zinkpyrithion, Silberverbindungen und verschiedene Kupferverbindungen. Die Konzentration muss hoch genug sein, um wirksam zu sein, soll aber gleichzeitig gesundheitliche Grenzwerte einhalten.
Problematik von Bioziden
Der Einsatz von Bioziden ist aus mehreren Gründen kritisch zu betrachten.
1. Waschen sich die Wirkstoffe bei Fassadenanstrichen mit der Zeit aus und gelangen in Boden und Grundwasser? Studien haben Biozide aus Fassadenfarben in Gewässern nachgewiesen, wo sie aquatische Organismen schädigen können.
2. Lässt die Wirkung mit der Zeit nach? Sobald die Biozidkonzentration unter eine kritische Schwelle sinkt, können sich Mikroorganismen wieder ansiedeln. Oft geschieht dies nach 5 bis 10 Jahren, was regelmäßige Neuanstriche erforderlich macht.
3. Können Biozide die Raumluft belasten? Insbesondere Isothiazolinone stehen im Verdacht, Allergien und Hautreizungen auszulösen. Für sensible Personen und Allergiker sind biozidhaltige Produkte daher problematisch.
Biozide und Schimmelprävention
In Innenräumen werden Biozide häufig zur Schimmelbekämpfung eingesetzt. Antischimmelfarben enthalten Fungizide, die das Pilzwachstum auf der Oberfläche unterdrücken sollen. Das Problem: Diese Produkte bekämpfen nicht die Ursache der Schimmelbildung (zu hohe Feuchtigkeit, mangelnde Lüftung, Wärmebrücken), sondern nur das Symptom. Sobald die Biozidwirkung nachlässt, kehrt der Schimmel zurück.
Zudem belasten die Wirkstoffe dauerhaft die Raumluft. In Schlafräumen und Kinderzimmern ist der Einsatz biozidhaltiger Produkte aus gesundheitlicher Sicht bedenklich.
Natürliche Alternativen
Kalkputz bietet einen natürlichen Schimmelschutz ohne Biozide. Der hohe pH-Wert von 12,6 schafft ein alkalisches Milieu, in dem Schimmelpilze nicht wachsen können. Diese Wirkung basiert auf der chemischen Eigenschaft des Materials selbst, nicht auf zugesetzten Giftstoffen. Anders als Biozide wäscht sich die Alkalität nicht aus und lässt nicht nach.
Zudem reguliert Kalkputz die Raumfeuchtigkeit aktiv und entzieht Schimmel damit die Lebensgrundlage. Auch andere mineralische Baustoffe wie Silikatfarben oder Lehmputz kommen ohne Biozide aus und bieten durch ihre natürlichen Eigenschaften einen gewissen Schutz vor mikrobiellem Befall. Für dauerhaften und unbedenklichen Schimmelschutz sind diese Alternativen den biozidhaltigen Produkten vorzuziehen.
