Bindemittel

Was sind Bindemittel?

Bindemittel sind Stoffe, die in Farben, Putzen und Mörteln die einzelnen Bestandteile zusammenhalten und für die Haftung am Untergrund sorgen. Sie bilden nach dem Trocknen oder Aushärten eine feste Matrix, in die Pigmente, Füllstoffe und Zuschläge eingebunden sind. Ohne Bindemittel würden Farbpigmente nicht an der Wand haften und Putz nicht am Mauerwerk kleben. Die Art des Bindemittels bestimmt maßgeblich die Eigenschaften des fertigen Produkts: Diffusionsoffenheit, Elastizität, Haltbarkeit und Umweltverträglichkeit hängen wesentlich davon ab, welches Bindemittel verwendet wird.

Mineralische Bindemittel

Mineralische Bindemittel sind anorganischen Ursprungs und härten durch chemische Reaktionen aus. Zu den wichtigsten mineralischen Bindemitteln zählen:

  • Kalk: Härtet durch Karbonatisierung (Aufnahme von CO₂ aus der Luft), diffusionsoffen, hoher pH-Wert
  • Zement: Härtet durch Hydratation (Reaktion mit Wasser), sehr fest, aber weniger diffusionsoffen
  • Gips: Schnell abbindend, nur für Innenräume geeignet, feuchteempfindlich
  • Wasserglas (Kaliwasserglas): Bindemittel für Silikatfarben, verkieselt mit dem Untergrund

Mineralische Bindemittel verbinden sich chemisch mit dem Untergrund (Verkieselung, Karbonatisierung) und bilden keine Oberflächenfilme. Dadurch bleiben Putze und Farben auf mineralischer Basis dampfdurchlässig.

Organische Bindemittel

Organische Bindemittel basieren auf Kohlenstoffverbindungen. Man unterscheidet natürliche und synthetische Varianten:

Natürliche organische Bindemittel:

  • Kasein (Milcheiweiß)
  • Leinöl
  • Bienenwachs
  • Naturharze

Synthetische organische Bindemittel:

  • Acrylate
  • Polyvinylacetat (PVA)
  • Silikone
  • Alkydharze

Synthetische Bindemittel wie Acrylat liegen meist als wässrige Dispersion vor und bilden beim Trocknen einen Kunststofffilm auf der Oberfläche. Dieser Film ist wasserabweisend, aber auch diffusionshemmend.

Funktion im Putz

Im Putz hat das Bindemittel die Aufgabe, die Zuschläge (Sand, Marmormehl) dauerhaft zu verbinden und den Putz am Untergrund zu verankern. Bei Kalkputz übernimmt Sumpfkalk diese Funktion: Die feinen Kalkpartikel umhüllen die Sandkörner und verbinden sie beim Aushärten zu einer festen, aber porösen Struktur.

Das Mischungsverhältnis von Bindemittel zu Zuschlag beeinflusst die Eigenschaften des Putzes. Mehr Bindemittel ergibt einen dichteren, festeren Putz, kann aber auch zu Schwindrissen führen. Weniger Bindemittel macht den Putz poröser und weniger fest. Die optimale Mischung hängt vom Anwendungszweck ab.

Bindemittel und Raumklima

Die Wahl des Bindemittels hat direkte Auswirkungen auf das Raumklima. Mineralische Bindemittel wie Kalk ermöglichen diffusionsoffene Oberflächen, die Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben können. Synthetische Bindemittel wie Acrylat bilden geschlossene Filme, die diesen Feuchteaustausch behindern.

Für gesundes Wohnen empfiehlt die Baubiologie daher mineralische Bindemittel. Sie enthalten keine flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), gasen nicht aus und tragen zu einem ausgeglichenen Raumklima bei. Sumpfkalk gilt aufgrund seiner Natürlichkeit, Diffusionsoffenheit und schimmelhemmenden Alkalität als eines der hochwertigsten Bindemittel für Innenräume.