Acrylat

Was ist Acrylat?

Maler in grüner Arbeitshose trägt mit einer Farbrolle frische weiße Wandfarbe auf, Boden und Möbel sind mit Folie abgedeckt, im Vordergrund steht ein Farbeimer.

Acrylat bezeichnet eine Gruppe synthetischer Kunststoffe, die als Bindemittel in Farben, Putzen und Beschichtungen verwendet werden. Chemisch handelt es sich um Polymere auf Basis von Acrylsäure oder deren Estern. In der Baubranche begegnet man Acrylaten vor allem in Dispersionsfarben, Fassadenfarben und Kunstharzputzen. Das Bindemittel liegt in wässriger Dispersion vor und bildet beim Trocknen einen zusammenhängenden Kunststofffilm auf der Oberfläche. Diese Filmbildung unterscheidet Acrylatprodukte grundlegend von mineralischen Beschichtungen wie Kalkputz oder Silikatfarbe, die durch chemische Reaktion mit dem Untergrund aushärten.

Eigenschaften von Acrylat

Acrylatbeschichtungen zeichnen sich durch hohe Elastizität und gute Haftung auf verschiedenen Untergründen aus. Der Kunststofffilm ist wasserabweisend, abriebfest und überbrückt feine Risse durch seine Flexibilität. Diese Eigenschaften machen Acrylat in der konventionellen Bauindustrie beliebt.

Aus bauphysikalischer Sicht hat die Filmbildung jedoch Nachteile:

  • Geringe Diffusionsoffenheit: Der Kunststofffilm behindert den Wasserdampftransport
  • Keine Feuchteregulierung: Die Wand kann Feuchtigkeit nicht aufnehmen und abgeben
  • Elektrostatische Aufladung: Zieht Staub und Schmutzpartikel an
  • Begrenzte Lebensdauer: UV-Strahlung führt zu Versprödung und Rissbildung

Acrylat vs. mineralische Bindemittel

Der wesentliche Unterschied zwischen Acrylat und mineralischen Bindemitteln wie Sumpfkalk liegt im Wirkprinzip. Acrylat bildet eine Sperrschicht auf der Oberfläche, mineralische Bindemittel verbinden sich chemisch mit dem Untergrund und bleiben dampfdurchlässig.

Für das Raumklima bedeutet das: Acrylatfarben und -putze verhindern den natürlichen Feuchteaustausch zwischen Wand und Raumluft. In schlecht belüfteten Räumen kann dies zu erhöhter Luftfeuchtigkeit und Schimmelbildung führen. Zudem fehlt Acrylatprodukten die alkalische Wirkung von Kalk, die Schimmelwachstum auf natürliche Weise hemmt.

Verwendung in der Praxis

Acrylatprodukte sind weit verbreitet, da sie einfach zu verarbeiten und kostengünstig sind. Typische Anwendungen umfassen Innen- und Fassadenfarben, Kunstharzputze, Spachtelmassen und Grundierungen. Bei Renovierungen stellen alte Acrylatanstriche oft ein Problem dar: Bevor ein diffusionsoffener Kalkputz aufgetragen werden kann, muss die diffusionsdichte Acrylatschicht entfernt werden, da sie den Feuchtetransport blockieren würde.